Eine „language of the heart“ wünschte er sich, eine erlernbare Zweitsprache für die positive Beilegung von Konflikten, für ein gewaltfreies Miteinander. Marshall Rosenberg begründete das „Center for Non-Violent Communication“ in Texas und verbreitete sein Modell der, im Deutschen „Gewaltfrei“ genannten Kommunikation weltweit in Seminaren, gerade auch in Krisenregionen. Im Februar diesen Jahres ist er 80jährig verstorben.

Der Wert seines Modells, dessen „Ich-Botschaften“ weithin bekannt sind, liegt nicht nur in der Qualität für die Selbstklärung in Entscheidungssituationen oder konflikthaften Situationen. In der wichtiger werdenden Schulung für Feedback leistet der Ansatz einen guten Zugang zur Frage der wertschätzenden Haltung und dient als Folie in der Vorbereitung für Feedback- und Klärungsgespräche.

Und die Giraffe? Als Säugetier mit dem größten Herzen repräsentierte sie für Marshall Rosenberg die „Herzenssprache“. Sie zu erlernen ist unsere Aufgabe, nachdem die meisten Menschen mit der „Schakalsprache“ sozialisiert wurden – der Sprache der Normen, des Rechthabens, der Wertungen und Zuschreibungen. Rosenberg wies zurecht auf das Verletzungspotenzial solcher klassischer Äußerungen hin und bot demgegenüber eine Variante, die das Gegenüber wirklich zum Zuhören anregt. Beobachtung und Bewertung zu trennen, ist der erste und entscheidende Schritt. Wirklich nur von mir zu sprechen – das Wahrgenommene aus der Ich-Perspektive zu schildern, darzulegen, was ich dabei empfinde und was ich bräuchte oder mir wünschte vom Anderen –, klingt dabei einfacher, als es ist.

Es ernstzumeinen ist die vielleicht noch größere Herausforderung. Statt „Du hast“, „Du solltest“, „Du bist“ zumindest zeitweise ein „Ich sehe …, ich fühle … und ich wünsche mir…“ auszuprobieren, war Marshall Rosenbergs Anliegen. Statt zur Rechtfertigung aufzurufen, biete ich meine Sicht der Dinge und deren Wirkung auf mich an. Ein Angebot statt einer Aufforderung setzt voraus, dass ich meine als nur eine mögliche Interpretation und Wahrnehmung ansehe und nicht als die einzige. „Always be conscious of choice“: Ein Angebot an mein Gegenüber, sich auf meine Sicht einzulassen und mir vielleicht entgegenzukommen. Wie friedlich wäre unser Miteinander, wenn Kommunikation so aussähe – um im Bild zu bleiben, von Giraffenherz zu Giraffenherz.

Das Modell der „Gewaltfreien Kommunikation“ ist Gegenstand meiner Seminare zu Kommunikation und Gesprächsführung.