… und direkt danach kam das Missverständnis! Von Schnäbeln und Ohren spricht Paul Watzlawick und differenziert zwischen den verschiedenen Intentions- und Verständnis-Ebenen einer sprachlichen Äußerung. Wie können wir also die Chance auf gelingende Kommunikation erhöhen?

Der erste Schritt ist die Klarheit. Noch bevor ich den Kommunikationsstil meines Gegenübers beachte, seine Sichtweise (falls mir bekannt) und die Rahmenbedingungen der gegenwärtigen Unterhaltung, kann ich für Klarheit sorgen. Mir der Bedeutung meiner Worte bewusst zu sein, ist nicht unbedingt selbstverständlich. Oft hantieren wir mit Ausdrücken, deren Entstehung und Hintergrund wir nicht kennen, die sich für unser Gegenüber aber vielleicht mittransportieren. Klarheit erfordert bereits der Moment vor dem Gespräch: Ich muss vor allem selbst mein aktuelles Anliegen kennen, wissen, was ich erreichen will. Erst dann kann ich diesen Wunsch klar ausdrücken.

Der nächste Schritt ist die Beschäftigung mit meinem Gegenüber. Konkret bedeutet das unter anderem, mich in meiner Sprache auf den Zuhörer einzustellen. Wieviel Sprachspiel ist angebracht, fallen Fremdworte und Fachtermini oder ist die Ausdrucksweise eher schlicht? Auch im Stil kann ich mich anpassen. Dies klingt allerdings leichter, als es tatsächlich ist. Schon bei Themen ohne emotionale Fallstricke scheitern manche Gespräche schlicht am unterschiedlichen Erzählstil. Für manche bildet allein der „Kern“, die Essenz, eine Erzählung – sie werden ihren Beitrag „auf den Punkt“ bringen. Für andere stellt sich eine Geschichte eher als Spirale dar – sie werden die gesamte Vorgeschichte schildern, die für sie ebenso wesentlich ist wie das Ergebnis. Während der erste Sprecher eventuell Unverständnis erntet, weil für den Zuhörer der Großteil der Geschichte fehlt, könnte der zweite Sprecher seinem Zuhörer die Geduld strapazieren.

Im nächsten Schritt trage ich selbst Sorge für die Verständigung. Ich frage nach und fahre inhaltlich erst fort, wenn mein Anliegen verstanden wird. Statt nur dieselben Sätze zu wiederholen, formuliere ich neu, baue Zwischenschritte ein etc..

Vor allem der dritte Teil mag zeitaufwendig klingen und ungewohnt sein. Formulierungen wie „Habe ich Dich richtig verstanden…“ kommen manchem nur schwer über die Lippen und werden umgekehrt auch nicht immer als wohlwollend aufgefasst. Gerade im Zeitalter der rasanten Verknappung der Kommunikation, des häufigen Fehlens der wesentlichen Hinweise aus Mimik und Gestik und der Reduktion auf wenige, angeblich allen vertraute Codes aber haben „verbale Ohrfeigen“ und andere Fauxpas Hochkonjunktur. Es lohnt sich der Versuch, Missverständisse zu vermeiden, klar zu kommunizieren und ein Thema zu besprechen, bis ein gemeinsames Verständnis darüber hergestellt ist.